Sie plagt das Herbstwetter?

vom Herbst-Blues bis zur Winter-Depression

 

Eine gekürzte Fassung erschien am 23.10.2016 im Preußenspiegel.

Was war das für ein herrlicher September. Der Sommer schien nicht enden zu wollen. Aber von einer Woche auf die andere waren die Tage grau und nass-kalt. Kein Wunder, dass der Herbstanfang vielen von uns aufs Gemüt geschlagen ist. Passend zum Weihnachtsgebäck in den Supermärkten könnte man jetzt schon „Alle Jahre wieder …“ singen. Und tatsächlich kommt jedes Jahr von Oktober bis Februar bei vielen Menschen ein Stimmungstief.

 

Die Ursache liegt auf der Hand: Es ist der Mangel an Tageslicht; sowohl durch die kürzeren Tage als auch durch die geringere Intensität der Sonneneinstrahlung während des Tagesverlaufs. Dadurch wird im Körper weniger vom Glückshormon Serotonin und mehr vom Schlafhormon Melatonin gebildet.

 

Was können Sie also tun, damit Sie mehr Glückshormone und weniger Schlafhormone produzieren?:

 

Tipp 1: Raus an die frische Luft!

Und zwar, wenn es draußen hell ist. Licht ist das beste Antidepressivum, das wir zur Verfügung haben. Tanken Sie deshalb mindestens 30 Minuten, besser noch 60 Minuten Sonnenlicht, auch wenn der Himmel bedeckt ist. Selbst dann ist das verbleibende Sonnenlicht dem üblichen künstlichen Licht weit überlegen, da künstliches Licht nicht das gesamte Farbspektrum des Tageslichts aussendet. (Lesen Sie dazu auch Tipp 7.) Da das Licht über die Augen aufgenommen werden muss, um die entsprechenden Gehirnregionen zu aktivieren, hilft auch kein Besuch im Solarium, in dem die Augen vor der Lichteinwirkung geschützt werden müssen.

Mit der frischen Luft, die Sie gleichzeitig tanken, erhalten Sie zusätzlich den für Ihren gesamten Organismus lebenswichtigen Sauerstoff.

 

Tipp 2: Bewegen Sie sich!

Körperliche Bewegung kurbelt Ihren Kreislauf an, vertieft Ihre Atmung und produziert bei entsprechender Anstrengung ebenfalls die körpereigenen Glückshormone Endorphine, Serotonin und Dopamin. Wenn Sie die halbe Stunde bis Stunde an der frischen Luft mit Walking, Radfahren, Jogging oder Ähnlichem verbringen, bedeutet es außerdem keinen zusätzlichen zeitlichen Aufwand. Für die Motivation ist es übrigens am einfachsten, wenn Sie dieses täglich tun, also 7 Tage die Woche. Ausnahmen sind oft der erste Schritt zur Nachlässigkeit.

 

Tipp 3: Strukturieren Sie den Tag!

'7 Tage die Woche körperliche Betätigung für 60 Minuten.' Das ist ein klarer Plan, der kaum Spielraum für Ausflüchte bietet. Übertragen Sie dieses Prinzip auf Ihre übrige Tagesplanung, um eventueller Antriebslosigkeit entgegenzuwirken. Damit ist allerdings nicht gemeint, dass Sie Ihren Terminplan mit sinnloser Beschäftigung füllen. Überlegen Sie sich, was Sie erfüllt, was Ihr Leben bereichert.

 

Tipp 4: Stimmung fürs Herz!

Die vor uns liegenden Feierlichkeiten wie Sankt Martin, Nikolaus, Advent, Weihnachten und Neujahr bieten genügend Gelegenheiten ein Fest für die Sinne und die Stimmung daraus zu machen. Schmücken Sie Ihr Zuhause, machen Sie es sich gemütlich. Lassen Sie sich durch Düfte anregen. Lavendel und Bergamottöl regen beispielsweise die Serotonin-Produktion an. Kochen Sie sich Ihr Lieblingsgericht. Hören Sie Ihre Lieblingsmusik. Bringen Sie Farbe ins Haus. Das warme Rot bringt Energie, Orange und Gelb erhellen die Stimmung, Grün erfrischt. Achten Sie in diesem Zuge einmal auf die Farbwahl Ihrer Kleidung!

 

Tipp 5: An den Sommer denken!

Für unser Gehirn macht es kaum einen Unterschied, ob wir etwas real erleben oder ob wir es uns intensiv vorstellen. Planen Sie zum Beispiel Ihren Sommerurlaub. Lassen Sie sich dabei Zeit. Stellen Sie sich alles so lebendig wie möglich vor. Nutzen Sie alle 5 Sinnen: Hören, Sehen, Fühlen, Riechen und Schmecken. Lassen Sie Ihrer Fantasie dabei freien Lauf. Holen Sie sich Inspiration aus dem Internet oder aus Urlaubskatalogen.

 

Tipp 6: Unter Leute gehen!

Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir brauchen den sozialen Kontakt. Wie bei der Strukturierung des Tages (Tipp 3) macht es jedoch einen Unterschied, ob es sich um oberflächliche Kontakte oder um zwischenmenschliche Begegnungen handelt mit Menschen, die wir mögen und mit denen es angenehm ist, seine Zeit zu verbringen. Nur wenn Verbundenheit und zwischenmenschliche Wärme im Spiel ist, wird das Hormon Ocytocin vom Körper produziert. Ocytocin beruhigt und erzeugt Wohlbefinden.

Apropos: Tanzen ist beispielswiese eine sehr schöne Beschäftigung, bei der Geselligkeit, zwischenmenschliche Nähe und sportliche Aktivität miteinander verbunden werden kann.

 

Tipp 7: Nutzen Sie Lichttherapie!

Sie können die Lichttherapie täglich zu Hause selbständig durchführen. Sie benötigen hierzu ein Lichttherapie-Gerät. Das ist eine Leuchte, die das gesamte Farbspektrum des Tageslichts mit hoher Intensität aussendet. Bewährt haben sich Leuchten mit einer Lichtintensität von 10.000 Lux. Die Dauer der Anwendung beträgt je nach Gerät zwischen 30 und 90 Minuten. Der Abstand zum Gesicht ist ebenfalls abhängig vom Gerät und liegt um die 50 cm. Während der Anwendung - üblicherweise am Morgen - können Sie frühstücken, am Computer arbeiten oder sich ähnlich beschäftigen. Wichtig ist nur, das Ihr Gesicht und Ihre Augen vollständig angeleuchtet werden.

Apropos: Da die Lichttherapie-Leuchten keine UV-Strahlung absenden, um Augen- und Haut-Schäden zu vermeiden, wird bei der Anwendung kein Vitamin-D gebildet. Allerdings ist die Sonneneinstrahlung in unseren Breitengraden von Oktober bis April auch nicht intensiv genug, um ausreichend Vitamin-D über unsere Haut zu produzieren.

 

Diese Tipps helfen unabhängig, ob es sich um eine kurzzeitige Verstimmung, einen Herbst-Blues oder eine Winter-Depression handelt. Doch was ist ein Herbst-Blues oder eine Winter-Depression?

 

Beim Herbst-Blues schleppen sich die Betroffenen schlecht gelaunt und antriebslos durch den Tag. Dennoch sind sie nicht depressiv und leiden nicht, weshalb eine Behandlung nicht zwingend notwendig ist.

 

Die Winter-Depression hingegen ist eine saisonale Sonderform der Depression. Wie bei fast allen Depressionsformen leiden die Betroffenen unter einer gedrückten Stimmung, weniger Energie und Ängstlichkeit. Allerdings besitzt die Winter-Depression auch die für eine Depression untypischen Kennzeichen einer längeren Schlafdauer und eines verstärkten Appetits auf Süßes, was oft eine Gewichtszunahme zur Folge hat. Normalerweise ist es für eine Depression typisch, unter einem verkürzten, gestörten Schlaf und unter Appetitmangel zu leiden, weshalb es oft zu einer Gewichtsabnahme kommt. Also genau entgegengesetzt.

 

Gleichgültig, ob es sich um eine Depression oder eine Winterdepression handelt,  ist eine sofortige Behandlung notwendig. Die oben genannten Tipps sind wie bereits erwähnt hilfreich, jedoch nicht mehr ausreichend. Durch Psychotherapie, Homöopathie und notfalls Psychopharmaka kann langfristig der Leidensdruck verringert und oftmals Abhilfe geschaffen werden.

 

In meiner Heilpraxis erhalten Sie ein unverbindliches und kostenfreies Vorgespräch. Termine können Sie unter 03381 - 32 82 0 82 oder 0176 - 56 23 23 58 vereinbaren.

 

Ich wünsche Ihnen stimmungsvolle Tage!

Ihr Christian Berger

Kommentar schreiben

Kommentare: 0